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Freitag, 23. August 2013

Timisoara

Fasziniere! Von Anfang an.

Ja, die Rumänen, die rühren mich zu Tränen - und die Rumäninnen, die bringen mich von Sinnen!
Tja... Das war der frühmorgendliche Erguss. Auf Grund der ersten gestrigen Erkenntnisse.
Dann ging ich downtown. By bicycle.

Städte sind sonst nicht so mein Ding. Sie kommen mir meist vor wie das St.Galler Fest: Bringe Tausende auf engem Raum zusammen - und die Leute haben das Gefühl, es sei echt etwas los. Baue viele Häuser und Strassen, garniere sie mit vielen Menschen und Läden (shops!), überziehe sie mit dem Lärm von Autos, konserviere darin ein paar alte Kirchen, pflanze einen Eiffel- oder andern Turm hinein, verweise auf die Geschichte (wer oder was hat schon keine...?), und fertig ist das touristische Muss. Da ziehe ich den Schafhirten am (idyllischen) Arsch der Welt vor. - Sori, St.Galler, ich weiss, ihr verkauft da auch Bratwürste und Schützengartenbier. (Zu übersetzten Preisen.) ((Wäre eine weitere Definition von "Fest": Verkaufe elementare Grundnahrungsmittel wie Brot, Wurst und Bier auf einem begrenzten Raum zu überhöhten Preisen, und die Dummen glauben, dies sei eine Party...))

Also. Timisoara (mit einem Schwänzli unter dem s): Das hat einen gewissen Stil. (I mean, it has got style.) Es sei die zweitgrösste Stadt Rumäniens, aber es strahlt Ruhe aus. Klar hat`s Autos, aber die sind nett und und drängeln und hupen nicht. Man wird nicht gejagt wie die Gazellen bei der Flussüberquerung von den Krokodilen. Es hat ein paar schöne, grosse und ruhige Plätze, viele Strassencafés mit vielen leeren Tischen und freundlichem Ausschankpersonal, es gibt mehrere Parkanlagen, vom "Hyde Park" bis zum gepflegten Rosengarten (Parcul Rozelor), es gibt ein stilles Flüssli für Angler, Verliebte und (meine Kategorie) Biergarten-Liebhaber. Und: Es gibt eine Bar mit Namen "El Che"!


I know where he lives, I know where Che Guevara lives. (Gehe zu: You Tube, Television Personalities, "I know where Syd Barrett lives")
Am Flüssli habe ich ihn getroffen. Young, fresh and cute. Zum Freizeit-Velo-Grasshopper-Angler mutiert. Fischt mit selbstgefangenen bolvianischen Heuschrecken. Ein Gourmet. Vom Velo aus. Guerilla-Taktik: Zuschlagen und verschwinden. Habe dann bei einem Bier mit ihm geplaudert. Petru nennt er sich hier. Über Gott und die Revolutionen (mit wem kann man das noch heutzutage...).



Noch etwas vom Flüssli - speziell für Simon. Du liebst ja Sportarten, bei denen du die Sau rauslassen kannst. Hart ans Limit gehen, sagt man auch. Z.B. Pedalo fahren. Also, pimp up your weapon as follows:



Und jetzt Impressionen zum Zurücklehnen! Timisoara wie es leibt und ruht:





So ein schöner WC-Abgang - und so ein schönes Schild.







Timisoara, die Stadt mit dem Schwänzchen unten am "s". Sie hat`s verdient.

Sie ist einfach da - ruhig, natürlich, selbstverständlich. Habe mich heute aufgemacht, Hektik oder sonstwie Abweisendes zu finden. Kein Erfolg. Mit dem Velo liessen sich ja recht grosse Kreise ziehen.

Die Menschen, oh Wunder, sind auch so. Haben sich der Stadt angepasst. Ruhig, natürlich, selbstverständlich und sehr freundlich. Da gibt`s zum Beispiel unter ihnen die Frauen. Mein erster vorgestriger Eindruck hat sich verstärkt. Sie sind schön, locker, offen, charmant, sexy, spassig.

Und sie sind heiratswillig!



 Überall stakelten sie herum in ihren weissen Kleidern. Mit Frisuren und Lippen und Sträusschen und Schühlein. Und Fotografen. Sie lehnten sich an Mäuerchen, standen vor Büsche, legten ihre Hände auf Eisengeländer oder auf männliche Schultern. Ich fragte mich, bzw. ein paar Hochzeitsgäste, ob denn hier das Heiraten nur an einem Tag im Jahr erlaubt sei. Es wimmle ja von heiratenden Frauen. Antwort: Erstens seien es genauso viele heiratende Männer (!), und zweitens sei eben heute Samstag.

Es gibt übrigens mehr als genug Sträucher, Blumenbeete, Bänklein und Hintergründe für Hochzeitsbilder, denn es hat viele Parkanlagen im Zentrum. Genug Platz für Spazierende, Kinder, sniffende Zigeuner, junge Freaks, lesende Studenten und voyeuristische Schweizer Pensionäre. Timisoara (mit Schwänzchen), you are great!




Just married!

Wenn sie nicht gerade Hochzeit feiern, leben die die Menschen hier sehr einfach und scheinen glücklich zu sein: