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Montag, 9. September 2013

Durchgefahren

Bulgarien gemacht. „Sind wir nachts durchgefahren.“

Nein, es war Tag. Und zwar ein schöner und heisser.
Am Tag zuvor verabschiedete ich mich von den Zleovanern. Nikola war etwas aufgeregt. Warum ich überhaupt gehe. Diese Woche würden sie ja mit Schnapsbrennen beginnen. Und in Rumänien habe es viele Zigeuner. „Muss aufpassen, machen zappzarapp!“  Und er wolle nicht, dass ich andernorts erzähle, ich hätte nichts zu essen bekommen. Als letzte Geste der Zuwendung füllte er noch eine Cola-Petflasche mit Raki, damit ich noch etwas Gutes in die böse Welt mitnehmen konnte. Ein letztes  Gläschen zum Abschied und das übliche „Schivili, 200 Jahre nix tot! Du Nikola immer besuchen.“ „Aber was machen wir in 200 Jahren? Nix mehr Schivili machen?“, fragte ich. Er deutete in Richtung Friedhof und sagte: „Nikola schlafen, nix mehr arbeiten, nur schlafen.“  – So ein lieber Mensch mit so einem grossen Herzen.
Er fuhr noch mit mir bis Radovis, wo er immer anfangs Monat seine kleine Rente beziehen kann. Ich fuhr die 150 km an die nordöstliche bulgarische Grenze.

Am nächsten Tag „machte“ ich eben Bulgarien. Was kann ich nach einem Tag, bzw. 300 km sagen?
Es gibt
viel Wald
polizeiliche Radarkontrollen nach dem ersten Ort nach der Grenze, wo man faktisch ausserorts ist, aber immer noch die Höchstgeschwindigkeit von 50km gelte ("machen zappzarapp")
schöne Landschaften
ab und zu Wanderer, mit richtigen Rucksäcken
eine Umfahrung von Sofia, die die Erwartung punkto Hässlichkeit erfüllt. (Gibt es eigentlich auch schöne Grossstadtumfahrungen?)
viele gute Strassen
viele Wegweiser nach Klöstern
Grenzüberquerungen über die Donau nach Rumänien nicht über Brücken, sondern mit Fähren (nebst dem Ticket sind noch 15 Euro Port taxes zu entrichten) – ((Angi Merkel, lass hier bitte keine deiner geplanten Brücken bauen. Das Erlebnis ist schöner so. Vor allem, wenn beim Ausladen der erste Truck hängen bleibt und sich die einzelnen Passagiere wie im Krimi von Agatha Christie  zu einer Schicksalsgemeinschaft zusammenfinden))

Ja, Bulgarien, vielleicht auf ein nächstes Mal, und dann ausführlicher.