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Montag, 25. November 2013

La revedere in der Zukunft










Reise ich noch? Oder bin ich schon?

Oder bin ich wieder? Wo bin ich denn? Welche Rolle spielt es, in welchem Land ich bin? Bin ich einfach "chez moi"? Ich bin mit andern. Ich sitze an Küchentischen. An fremden, inzwischen vertrauten. Im Gespräch über – sagen wir – das Leben. Bei Krautsalat, Kartoffeln und Speck. Die Schwarte gilt als Delikatesse. Eine Katze springt mir auf den Schoss. Sie schaut mich an. Sie hat nur noch ein Auge. Der Tuica (mit Schwänzchen – „Zuica“) wird nachgeschenkt. Manchmal bellen die Hunde draussen. Das Wachstischtuch hat ein Muster – Linien und Blumen kombiniert. Keiner raucht nicht. R. erzählt von ihrem Vater. Sie durfte ihn als Kind nicht mehr sehen, auf einmal. Sie erklärt warum. Dann lacht sie wieder. Sie ist blond und hat blaue Augen. Über und um uns Milchstrassen, wissen wir. Wir staunen. Nicht wegen des Tuicas. Über die verschiedenen und gleichen Welten auf einer Welt. O.`s Liebe wollte nicht hier in diesem Land leben. Sie hat ihn verlassen. Manchmal kann er für Coca Cola arbeiten in der Hauptstadt. Dort wird täglich viel Zucker angeliefert. Wir geben euch Zucker. Wir geben euch Cola. Nicht gratis, für euer bisschen Geld. Aber ihr gehört dazu. Ihr seid mit uns , und wir sind mit euch. Die Auswahl an Hundefutter im Lidl und Penny und Kaufhaus und Billa ist gross. Die Hunde frieren in der Nacht. Und beissen manchmal. C. nimmt`s gelassen. Wenn er etwas Geld habe, dann habe er, und wenn nicht, dann eben nicht. Sagt er. Er weiss nicht, was der deutsche Aufnäher auf seinem Pullover bedeutet. „Sicher ans Ziel“. Nach dem Essen gibt`s Jacobs-Kaffee. R. erzählt einen Blondinen-Witz. Mein Rumänisch reicht nicht für die Pointe.  

Ich habe Freunde hier. Richtige Freunde.

Morgen verlasse ich sie. Und ihr Land. In welchem das Wort „Zukunft“ zwar existiert und oft gebraucht wird, aber immer im Sinn von Bedrängnis, Ende oder Flucht.

Rebeca und Cristian werden weiterhin alte Kleider verkaufen und sich und ihre zwei Hunde lieben. Und Geld sparen (wie denn?) für einen Besuch in der Schweiz.
Isabella wird sich den Hindernissen zum Trotz um ihr Geschäft kümmern. Und um Anca! Cosmin wird weiter keine Arbeit finden, und Loredana möchte trotzdem Ohrringe, während der alte Dacia vor dem unfertigen Haus verrosten wird.
Ovidiu hat letztes Jahr 23 Bienenvölker gekauft und sich schon viel Fachwissen angeeignet. Damit er morgen Honig essen kann. Ein grosses Glas davon hat er mir mitgegeben nach Elvetia.

La revedere . . .