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Montag, 30. September 2013

Zurück bei Mamaliga

Und die Truthähne und die Gänse...

Und den Chevi und den Caravan. Und den Cosmin, der nicht versteht, warum man auch mal zwei Stunden allein sein möchte, und die Loredana, die sich mit einem Bretterverschlag als WC zufrieden gibt und sich (doch?) die Haare färbt und den Busen gar keck büschelt, und natürlich die herzige, schielende Anka, die immer so kichert, wenn ich mit ihr mangels Spielsachen unser erfundenes „Goga-goga“-Spiel spiele, und die Stille in der Nacht, wenn die Hunde nicht grad bellen,  – alles und alle habe ich wieder, zurück aus crazy Bucurest. Zurück in Vieros.
Ob ich Lust habe, morgen nach Pitesti an ein Fussballspiel zu gehen, fragte Cosmin. Es war ein Spiel der zweiten Liga. Im nach dem berühmten rumänischen Fussballer benannten „Nikolae Drobin Stadion“. CS Mioveni gegen CS Valcea. Der Clubul Sport Mioveni wurde erst etwa im Jahr 2000 gegründet. Beziehungsweise er entstand durch eine Fusion zusammen mit dem Club von Pitesti und erhielt den Namen . . . „Dacia Mioveni“! Nach einem kometenhaften Aufstieg folgte eine weniger kometenhafte Phase, während der die Trainer zum Teil nach zwei bis fünf Wochen wieder entlassen wurden. (siehe „wikipedia“) Dacia zog sich zurück und sponsort jetzt einen andern Club. Was bleibt ist der Name „Dacia Stadion“ in Pitesti und die zweite Liga für Mioveni.


Der gleich nebendran liegende Friedhof hatte, schätze ich, etwa gleich viele Besucher wie der Fussballmatch. Der Parkplatz ist ein gemeinsamer und liegt dazwischen. Man spricht da, glaube ich, von „Mantelnutzung“ (siehe die Hoppsanggale-AFG-Shopping-Erlebnis-Konsum-Verdummungs-Arena, wo man für Geld, für bare bani, keine Wurst kaufen kann – die gibt`s nur für Extra-Herden-Plastik-Karten). Der Parkplatz ist übrigens für Tote und Lebendige gratis, ebenso der Eintritt zum Spiel. Die müssen froh sein, wenn sich die wenigen Interessierten die zwei Liter Benzin leisten können, um überhaupt kommen zu können. Stimmung im Stadion gleich null. Das Häufchen Valcea-Fans versuchte es zwar mit Megaphon und Pauke. Zustand des Rasens: sehr gut. Spiel: gut – etwa wie Wil gegen Winterthur. Karten: einige gelbe („carton galben“) und eine rote („carton rosu“). Auffallendster Spieler: der Brasilianer (rechter Verteidiger!) im Team von Valcea. Tore Valcea: 0. Tore Mioveni: 0. Preis für 1 Säckli Knabber-Spuck-Nüssli: 1 Leu.


Anschliessend Besichtigung der Markthallen von Pitesti zwecks Wochenendeinkauf. Blumen, Plasik-Kessel, Käse, Zierfische, Gemüse, Lose, gebrauchte Kleider (diese kämen von „unseren“ Sammlungen), Schafs- und Schweineköpfe, Selbstgebranntes, Putzmittel usw. Erkenntnis meinerseits: Fleischverkäuferinnen sehen überall auf der Welt gleich aus.
Auf dem Heimweg an der Ausfallstrasse ein paar andere Fleischverkäuferinnen, nämlich Nicht-gerade-first-class-prostituatas. Die sehen auch überall gleich aus.



Back home wird gekocht. Loredana macht auf dem Gasherd Polenta („mamaliga“), und Cosmin zaubert aus dem herumliegenden Holz ein Feuerchen vor der Haustür, wo das billigst erhältliche, dünne und zähe Schaffleisch à la minute gebraten wird. Zu trinken gibt`s den neben dem Markt aus einem Dacia-Kofferraum erworbenen „must“ (= Sauser – excellent!). Zum Dessert, zur grossen Freude von Loredana, eine Tafel Schweizer Schoggi.

„Hei, war das ein Tag!“, sagte ich zu den paar Hunden, als ich im Dunkeln hinter den Caravan schiffte.



"La revedere, Loredana, Cosmin, Anka (und Che)!"